Camino Corona - na dann los...

28/05/2020 - Tag 14 – Heute war unser letzter Weg am Camino Corona. Und den haben wir am Zentralfriedhof gemacht. Wie passend, dort enden ja viele Wege, warum also nicht auch unserer? Nur 10 km fehlen uns noch, final werden es dann 18. Unser Jakobsweg ist zu Ende. 224 km sind wir in den vergangenen 14 Tagen gegangen. Statt der Kathedrale in Santiago de Compostela, gibt es für uns die Basilika zum Heiligsten Herzen Jesu in bella Kaisermühlen. Aber das Abschluss-Eis vom Bortolotti, kann sowieso keine spanische Kirche toppen. Wären wir „unseren“ portugiesischen Weg gegangen, so hätten wir die Wahl gehabt zwischen 215 km, 227 km oder gar 264 km. Je nach Wegzeit am Meer. Nun Meer hatten wir ja keines und so sind wir ob unserer erreichten 224 km ziemlich stolz, denn defacto wären wir in Spanien angekommen. Etwas, das wir selbst am aller wenigsten geglaubt haben. Geht. Im wahrsten Sinne des Wortes. „Na und hat euch das jetzt was gebracht?“ – Klar. Wir kennen Ecken von Wien, die kein Mensch kennt. Und wir kennen unsere Grenzen noch ein bissl genauer. Und wir haben die Zeit neben anstrengend, auch als sehr anregend erlebt. Wenn die Stimmung kippt, die Laune im Keller ist oder es wieder schüttet, dass es eigentlich nicht lustig ist und dann passiert ein Moment, den du auf keinen Fall missen willst. Gleichzeitig war es Zeit (fast) nur für uns und die ist unbezahlbar. „Na und das Corona?“ Na und, das war mir ja vorher schon wurscht. Und ist es geblieben. „Na, Maske und so?“ Ja, manchmal. Aber nachdem man eh im Freien herumläuft, ist das eher kein Thema. „Und gibt es eine Lektion aus der Sache?“ Bestimmt, aber ich kenn sie noch nicht. Muss mal zu Ende feiern, das ich finde, wir waren großartig. Morgen vielleicht. Oder ein anderes Mal. Und gibt’s jetzt eine Party? Nein, aber Kuchen. Von Julie-Ann. Wir warten geduldig….und Geduld haben wir jetzt auch ein bissl mehr… Danke dass ihr uns so tatkräftig angefeuert habt, es war ein Spaß!
Buen Camino!
#CaminoCorona 2020, Wien.

27/05/2020 - Tag 13 - Strebersdorf kennen wir. Wir beschließen, die Seite der Stadt zu wechseln! Auf nach Rodaun in Liesing. Der "Stadtwanderweg 6" schaut nett aus. Und nach den ersten paar Metern, landen wir an einer feschen Feuerstelle im ehemaligen Steinbruch. Schön ist es da. Keine 10 Minuten später hängt unser Leben an einem Hollunderbusch, denn der von uns gewählte Trampelpfad von der Feuerstelle weg, endete mitten in der Mizzi Langer Wand. Wikipedia sagt dazu " Die Mizzi-Langer-Wand ist eine ca. 40 m hohe Felswand, die an manchen Stellen den Schwierigkeitsgrad 6+ aufweist und daher auch für fortgeschrittene Bergsteiger zum Klettern interessant ist." Kein zurück möglich - also hoch. Aber das völlig unvorbereitet. Jaaa Mizzi... Wir haben nicht mit dir gerechnet, du nicht mit uns und nach 30 Minuten Kampf (falsche Schuh und fix keine Kletterer) und einem Einheimischen der mehr als schockiert war uns in der Wand zu treffen ("fuuuck da kommt niiiie wer hoch" - der hat sich echt Sorgen gemacht), waren wir zurück am Stadtwanderweg (der wohl aus einer anderen Richtung hoch führt). Der Hollabusch wird a bissl brauchen sich von unseren Halteversuchen zu erholen, wir haben knapp 2 Stunden gebraucht des Adrenalin abzubauen. Ein falscher Schritt und wir wären wohl nimmer da - aber... Tja, wir sind da. Die 17.5 km die wir dann noch drangehängt haben, waren nur das Addon. Is a nette Gegend, viel bergauf. Aber nach der Mizzi is nix mehr bergauf. Heute haben wir 206 km geknackt. 10 fehlen auf den direktesten Jakob in Portugal. Machen wir morgen... Finale...

26/05/2020 - Tag 12 - es regnet. Schon wieder. Von der Donaustadtbrücke geht es über div. Brücken und Kilometer vom Ölhafen zum Albener Hafen. Über das Kraftwerk Freudenau, die Schiffsschleusen, den Donaukanal, bis zum Friedhof der Namenlosen in Simmering. Immer auf der Flucht vor dem Regen. Erfolgreich. Am Weg zurück stellen wir fest, jööö, die Strecke ist auch ein "echter" Jakobsweg. Etappe 2. Fein. Und weil es so schön war, sind wir den Weg auch wieder zurück gelaufen. 23 km. Und ein Pilgerbild hängt tatsächlich auf der Garage (in der wir schon 100x geparkt haben) Der Jakob. Einfach überall... Zur Belohnung war heute dann auch meine Beat Corona Adventure Medaille in der Post. Welch ein Ausklang. Ps... wer es noch nie gesehen hat (wie ich) sollte mal den Schiffen in der Schleuse zuschauen. Echt beeindruckend...

25/05/2020 - Tag 11 – es soll schweren Regen geben. Final scheint die Sonne. Wir schlurfen dennoch nur durch den Ikea. Dazu gibts wenig zu sagen. Ikea halt. Jetzt gibt es einen Tisch und Sesserln für die untere Terrasse. Aufgebaut haben wir die noch nicht. Regnet ja und die Terrasse gehört noch geölt... km 2,5. Auszeitfaktor - null.

24/05/2020 - Tag 10 – Es soll heute gar nicht regnen. Ganz wenig Wahrscheinlichkeit. Aja. Start in Rudolfsheim-Fünfhaus * Schlosspark Schönbrunn* Dommayer * ewig lange Auhofstraße – mit Zwischenstopps @ Pullhöpe (Lehrbetrieb) * Frühstück @ Bäckerei Schwarz (weil halt doch ziemlich Regen)* Park * und dann entlang dem Wienfluss bis weit über das Auhofcenter, schlussendlich bis zur Jakobuskirche in Purkersdorf. Und die Strecke haben wir uns gar nicht ausgedacht (die war auch die 1. die nicht in Strebersdorf begonnen hat), sondern ist tatsächlich ein „echter“ Abschnitt des Jakobsweg in Österreich. 16 km waren das heute und trotz Regen war es ganz ok. Kaum Radfahrer auf dieser Seite, so ein Glück. Kaum Farbe hatte auch der echte Jakob-Stempel, aber ein paar Farbtupfer sind sich gerade noch ausgegangen. Unser Pilgerpass nimmt Fahrt auf – und 155 km haben wir schon. Jetzt folgen ein paar Tage heftiger Regen – die nächsten Kilometer machen wir wohl eher bei Ikea. Indoor. Und suchen ein paar Sesserln für die neue Terrasse. Aber 4 Strecken sind schon noch geplant. Schöner wärs allerdings wenn wir nicht nass werden. Noch so ein Luxus, denn wir wohl in Portugal nicht gehabt hätten. Am echten Weg, wären wir schon in Spanien. Na auch dort nicht…

23/05/2020 - Tag 9 - Auszeit zum Bau einer Holzterrasse im Keller. Der Regen ist beim Bauen und Schrauben nicht besser als beim Walken. Aber das Ergebnis ist wirklich sehr hübsch und ich hoffe sehr, dass die vielen Vielfüssler die den Schotter so geliebt haben, umziehen (unter den Boden zB) ... Danke Daniel 😘 Aus unerklärlichen Gründen, fühlen wir uns aber nicht erholt, es tut uns alles weh, wie nach einem Tag pilgern... Apropos, los gehts... :)

22/05/2020 - Tag 8 - Schön ist die Strecke nicht. Alleine knapp 8 km geht man, ehe man aus Floridsdorf überhaupt draußen ist. Strebersdorf * Marchfeldkanal* Ödenburgerstraße * Siemensstraße (laaang)* Eipeldauerstraße (auch lang) aber dann kommt man nach Kagran. Vorbei geht’s an vielen neuen Bauten in der Haberergasse und dann erwartete uns eine Auszeit in der flow lounge. Schattig platziert und final kräftig gestärkt, starten wir in die Blumengärten Hirschstetten und dort kommen wir einfach nicht mehr weg. Soviele Blumen, Schildkröten, Störche, Eulen und nette Ecken. Und zack zack, haben wir unser Tagespensum von 17 km erreicht und tuckern zufrieden mit der Bim nach Hause. Eigentlich wollten wir ja laufen – aber unseren morgigen freien Tag, verbringen wir mit dem Umbau der Gartenterrasse und das musste heute mal ausführlich besprochen werden. 137 km. Klingt schon wieder nach nix. Ist aber richtig viel. Sonntag wieder… da laufen wir dann weiter. Morgen, morgen schrauben wir mal…

21/05/2020 - Tag 7 - Wo ist km Null? Die Antwort auf diese Frage zu finden hat uns heute von Strebersdorf über den Marchfeldkanal bis zur Einlaufschleuse in Langenzersdorf gebracht. Danach unter Lebensgefahr (Radfahrer sind einfach super rücksichtsvolle, achtsame Zeitgenossen) zur Rollfähre nach Tuttendörfl und mit ebendieser nach Klosterneuburg. In Klosterneuburg hoch zur St. Martinskirche und über den Donauweg wieder zur Fähre zurück. Um ganze 3 Minuten haben wir den Bus nach Hause verpasst und uns dann ganz unpilgerisch von Helmut retten lassen. Der Bus hatte dann, final genau bei der Station bei der wir aussteigen hätten wollen (wenn wir ihn bekommen hätten), einen Unfall. Ein Zeichen? 20 km sind wir dennoch gelaufen heute, Susi hat sich wieder mächtig ins Schatz suchen vertieft. Heute in der ursprünglich geplanten Besetzung zu Viert – und damit das erste Mal seit Beginn unseres Camino Corona, wie wir es geplant hatten. Den Vorsprung im Latschen merkt man Susi und mir schon an, denn wir hinterfragen nicht nur einmal, wozu das eigentlich gut sein soll. Finden soll man sich. Na gut – meinen Zorn auf dammische Radfahrer, den hab ich heute gefunden. PopUp Wege braucht es nicht, eine Haftpflichtversicherung und ein Kennzeichen und im besten Fall auch noch einen Radführerschein, das würde helfen. Und man sollte die E-Bikes gleich wieder abschaffen. Mit 40 km/h zwischen Fußgängern durchzufetzen, hat auch nix mit Sport zu tun, nur mit totalem Egoismus – frei nach dem Motto „koste es was es wolle“. Wir sind wohlauf, aber nach den vielen Hechtsprüngen heute, ist das wohl nur unserer Aufmerksamkeit zu verdanken. „Die ham alle an Dachschaden“ …. (c) Susi. Ob sie die Pilger oder die Radler gemeint hat … ich denke beide 😊 Aja und apropos – wir haben unsere Halbzeit! 120,01 km….

20/05/2020 - Tag 6… Heute in Mission der rasenden Reporter: Strebersdorf * Floridusgasse (sehr alte Heimat)* Alte Donau (auch alte Heimat – sehr verliebt, immer noch)* Kagraner Brücke * Selbstverständliches Mittagsmenü (ziemlich gut!!!)* Mäh-Vorführung beim Gänsehäufel mit gut 8 Mähbooten* Pilger Koloman * Kaisermühlen * Wasserskilift* Polizeibad * Bortolotti * FSME Blitzimpfung mitten auf der Donauinsel (soll ja heuer viele Zecken geben) * Reichsbrücke * Franz von Assisi Kirche * Mexikoplatz * das brandaktuell (sic) Sansibar auf der Danauinsel – der Flammenraub hat nichts außer schlechter Luft übergelassen * Donaupark * Angelibad* Birnersteg* Kinzerplatz * Strebersdorf. Heute unglaubliche 23,18 km bei 31983 Schritten, wahnsinnig viel gelacht, gestaunt, gesehen. 3 Pilger auf Wanderung durch alte Heimat und viel Kindheit. Wir haben es sehr genossen und die Mühe des Gehens heute nicht als solche empfunden. Sehr netter Tag… To be continued
Achja - heute war Tag der Biene. Super. I like it

19/05/2020 - Tag 5...Strebersdorf. 10 Uhr, 27 Grad, Sonne. Motivation - im Keller. Alternative? Wenn nicht gewalkt wird, wird gewerkt. Plan= Poollandschaft sommertauglich. Ziel = erreicht. Kilometer null (doch, im Auto zum Baumarkt). Jakob? Morgen... Schön is... jetzt können wir baden wenn wir zurück sind...

18/05/2020...Tag 4… Es ist richtig heiß. Insbesondere zum Mittag. Strebersdorf * Marchfeldkanal mit Schwanenbrut und Auszuck-Entschuldigung auf einem Mast (voll nett) * Jedleseer Brücke * Donauinsel * Entenangriff* Ameisenplagen * Steinitzsteg* Heiligenstadt* Türkenschanzpark mit Aussichtsturm * Abstecher (sic) in Gittis Garten mit entsprechender Sirup Verköstigung* nebenbei Motivationsbilder aus dem KFJ * am Rückweg über Währing – Aufmunternde Parolen von unserem lieben Enrique (Go, go, go mit heftigem Winken) * Döbling und zurück nach Floridsdorf. Ganze 19 km rund 27761 Schritte, gleich viel Gefluche * kein Eis und eine Geocach Premiere für den kleinen Emil. Der gar nicht mehr klein ist, aber trotzdem voll lieb. Und ein Lauser. Fazit, Tag 4 und erreichte 80 km und damit 1/3 der Planstrecke. Ob wir Lust haben auf morgen? Nein. Aber...

17/05/2020...Tag 3… Frei nach Schwarzkopf – „Die Sonne brennt“ … Strebersdorf * Marchfeldkanal* Garten des Gebetes* Brünnerstraße * Bahnfrei Jugendzentrum * Wasserschleuse * Badeteich Gerasdorf* Schulgasse * Gemeindeweg * Gerasdorf bei Wien* Friedhof Stammersdorf mit einem Besuch von Susanne und den weißen Pferden von Gerorg Danzer * Stammersdorfer Weinweg* Steinbügelweg * Am Bisamberg – 17,7 km, 3 x Sonnenbrand inklusive * 12 Geocaches davon 10 erfolgreich geborgen* keine Steigungen, aber viele Räder und Pferde, Menschen und Tiere. Heute ebenfalls in 3er Besetzung, sehr nett, sehr lang und ein Weg vollständig ohne Trinkwasser zum Nachfüllen. Pilgern erschwert. Langsam wird Hirschtalg zur Notwendigkeit…

 

16/05/2020 Tag 2... Es ist frisch aber trocken…. Strebersdorf * Langenzersdorf * St. Katharina von Alexandria * Bisamberg * Lourdesgrotte (Ines räumt 60 Liter Mist weg der dort rum liegt) * St. Johannes der Täufer * Kellergasse * Berggasse * Abschneider durch den Elfenwald * Bildreiche * Eichendorf * Saftwürstel im Magdalenenhof * Floridsdorfer Panorama * Krottenhofgasse * Strebersdorf… Eine Runde, kein Hin-Zurück – 19,7 km…. 4 Geocaches (davon 2 nicht und nicht gefunden, für 1 ist Susi im Baum verschwunden) * 2 verschlossene Kirchen * einige böse Steigungen… Heute in 3er Besetzung. Ines ist so pilgeraffin, sie packt gleich daheim die Gitarre aus 🎶🎵Morgen next…

 

15/05/2020 Tag 1... Es regnet... Strebersdorf *Wasserpark * Danzer Steg * Donauinsel * Handelskai * Rossauerlände * Türkenstrasse * Votivkirche * Freyung * Graben * Stephansdom und zurück... 20,5 km, nass, uff. Aber 5 erfolgreiche Geocaches * 1 Hardrock Vienna Shirt inkl 1 x Fiebermessen. 35 Grad,... es war wirklich kalt... Morgen next...

 

Camino Corona

1. Mai 2020 - Noch 14 Tage. Dann wären wir eigentlich zu viert in ein Flugzeug gestiegen und nach Porto geflogen. Mit leichtem Gepäck und dem Plan, in 14 Tagen den Camino Portugues zu laufen. Direkt von Portugal nach Spanien. Aber das wird heuer wohl nichts. Corona macht das unmöglich. Nun was tun? Wir haben Urlaub, hatten das doch voll geplant, einen Pilgerpass und sind (naja) motiviert. Gut - dann eben anders. Wir werden den Camino Corona gehen. 12 Tage lang, jeden Tag ab und nach Strebersdorf. Im Uhrzeigersinn, in alle erdenklichen Himmelsrichtungen... Das klingt zwar nicht ganz so aufregend und wir laufen auch nicht am Meer entlang, werden aber sicher mehr sehen. Mehr Masken zB. Wir haben Berge (Bisamberg) zu überwinden, einen richtig großen Fluss (Donau), ein paar Kanäle (im Marchfeld und mitten in Wien) und auch einen See. Kirchen stehen sowieso an jeder Ecke und die Stempeln für einen erfolgreichen Tag haben wir uns selbst besorgt. Den holen wir uns dann jeden Abend daheim ab :) - Ist das ganz schirch? Nein. Weil erstens ist es in Wien sehr nett, zweitens dürfen wir jeden Tag im eigenen Bett schlafen und haben keinen Schlafsaalzwang, wir müssen keinen Rucksack schleppen und können uns jeden Tag für neue Schuhe entscheiden. Und wir haben einen Gutschein. Für einen Flug nach Portugal. Nun, jetzt gehen wir mal durch Wien. 240 km mindestens. Und dann schauen wir mal... Also lauft mit uns, wir werden euch unterhalten, auch wenn wir das vermutlich am Ende gar nicht so lustig finden. Und wer hätte das gedacht, nach all der Reiseplanung im Vorjahr, beschäftigt mich jetzt tatsächlich fast nur das Angebot von öffentlichen Toiletten... Muss man sich aktuell für den Besuch eines Häusels anmelden?
Wir werden es erleben....
Auf gehts, Camino Corona.


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Der Wunsch den Jakobsweg zu gehen

ist eine wahrlich unerklärliche Sache. Ich hasse das Wandern, bin kein Fan vom Beklettern unwegsamer Wege und stundenlanges Walken, finde ich jetzt auch nicht super berauschend. Und dennoch bin ich eines Morgens aufgewacht mit dem Wunsch, den Jakobsweg zu wandern. Wohlgemerkt hab ich das im Laufe des Gedankens gleich mal ein wenig relativiert. Ich möchte gerne in Portugal gehen. Nicht in Frankreich. Ich möchte nach Spanien gehen. Ich möchte am Meer entlang gehen. Ich möchte eigentlich nicht in Pilgerherbergen wohnen und ich möchte gerne gehen, wenn es mich freut und nicht wenn die Sonne grade gut steht und schon gar nicht im Wettlauf mit anderen, um ein Bett in einem Schlafsaal.
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"Pilgern"

für viele eine spirituelle Sache, ein Weg um zu sich selbst zu finden.
Für mich eine Möglichkeit zwei Wochen am Meer entlang zu laufen. Finden will ich nix. Denk ich.
Spannend auch, dass doch viele meiner Freunde mitpilgern wollen. Aktuell umfasst unsere Gruppe vier Menschen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.
Was uns aber klar verbindet ist, dass wir nichts wollen. Und das was wir nicht wollen, wollen wir alle gleichermaßen nicht. Finden will sich keiner.

Covid statt Portugal

Wir werden also NICHT pilgern. Auch wenn wir unseren Urlaub fixiert, die Flüge gebucht, die Unterkünfte gewählt und das Equipment zusammen haben. Der Corona-Virus, der die ganze Welt in einen Tiefschlaf versetzt hat, kommt auch unserem Jakobsweg in die Quere. Nicht nur, dass alle Flüge und Zimmer stroniert werden müssen, nein, der aktuelle Auftrag ist es wohl gegen einen unsichtbaren Virus anzugehen. Nun, dann verschieben wir unseren Marsch. Im Mai 2020 geht es also nicht los, ob wir wirklich denoch unseren geplanten Urlaub nehmen oder ebenfalls absagen, das werden wir sehen. Eines steht fest, aufgeschoben ist nicht aufgehoben und den 260 km Fussmarsch stellen wir uns. Dann halt eben später. Ist ok. Im Mai 2020 hätte es losgehen sollen - zwei Wochen haben wir uns vorgenommen. Und wir wollten pilgern - von Porto in Portugal nach Santiago de Compostela in Spanien. Über die diversen Routen, das Land, die Möglichkeiten, die Wege - sind das rund 260 Kilometer.

"Das ist ja NICHTS!" Ich höre die Profi-Pilger bereits jetzt schreien - "komm schon, über 260 km Fussweg brauchen wir doch gar nicht reden". Ok, dann redet nicht. Wir finden, das ist schon ganz ordentlich. Denn in 14 Tagen sind das knapp 20 km am Tag. Und keine von uns, geht das während eines normalen Tages. Und noch weniger 14 Tage täglich. Für uns, wird das schon eine Herausforderung!

Aber eben erst eine Herausforderung, die wir angehen können wenn der Virus sich verzupft. "Fürchtet ihr euch denn vor dem Virus?" Nein, eigentlich nicht. Nicht vor dem Virus, eher vor dem Verhalten der Menschen. Viele sind extrem ängstlich geworden und machen zahlreiche unverständliche, wenig soziale und seltsame, geradezu fremde Dinge. Wenn spätabends die Polizei vor der Türe steht um zu sehen ob du keine Corona-Party veranstaltest, weil dein Griller noch brennt (sic) - diesen aber mit elektrischen LED Fackeln verwechselt hat, dann läuft doch etwas ziemlich schief. Und ich fühle mich nicht beschützt, sondern irgendwie überwacht. So sehe ich das. Und ich sehe die Wirtschaft in Gefahr, wenngleich da viele riesige Chancen mit einhergehen. Und ich sehe unsere Rechte, wie das Recht auf Freiheit, Bewegung, Leben, selbst auf freie Entscheidungen, gefährdet. Mir ist gleichermaßen auch klar, dass selbst der schlauste Kanzler (sic) und der beste Präsident, nicht wissen was sie tun sollen und selbst ängstlich sind. Zu welchem Preis, bleibt abzuwarten. Menschlich ist sowohl nah, als auch fern, einiges kaputt gegangen am Virus. Aber ganz nüchtern betrachtet, ist nicht Corona der Feind. Es ist der Mensch, aber genaugenommen war er das schon immer. Um das rauszufinden, mussten wir also gar nicht gehen...



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Profi-Coach

Ehe wir (also jetzt 03/2020), knapp vor der Abreise waren, habe ich Alexander Rüdiger um ein Coaching gebeten. Wir kennen einander schon ganz lange und nachdem er selbst schon so einige Jakobswege erlebt hat, schien er mir die perfekte Coach- Wahl! Und war bereit, sein Wissen, seine Erfahrungen und seine Tipps mit uns zu teilen. Auch wenn Alexander jetzt nicht unmittelbar coachen muss, ganz raus ist er nicht. Denn wenn wir wieder Fahrt aufnehmen, dann nur mit seinem Know How! In diesem Sinne, Danke für die Bereitschaft Alexander, wir kommen darauf zurück. Bis dahin, lesen wir Alexanders Berichte über den Jakobsweg und freuen uns auf später... Wer mitlesen möchte, kann das auf Alexander Rüdigers Webseite!

Und Alexander hat ein Video veröffentlicht - für alle die jetzt den Jakobsweg gerade nicht gehen können. Also quasi fast für uns. Anschauen? Hier...



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Stillstand vorm Durchstarten...

Man kann nicht einfach loslaufen. Soviel ist uns schon klar. Und was am Anfang des heurigen Jahres nur ein Hirngespinnst war, jetzt wissen wir zumindest schon ein paar Hardfacts.
Wir brauchen Ausrüstung, vom guten Rucksack über gute Schuhe, einen Packplan, ein Flugticket, einen Pilgerausweis und Kondition. Und wir müssen uns ganz sicher sein. Doch auch da wissen wir schon ein paar mehr Dinge, haben einen Pilgerausweis besorgt, die Route festgelegt und sind sogar schon ein paar Mal in der näheren Umgebung diese 20 km gelaufen. Unser Konditionsstand ist - grottig. Nach so einem Marsch, brauchen wir zwei Wochen Erholung. Also was ist zu sehen - wir müssen am Verhältnis arbeiten :)
PS: Das sind keine komischen grünen Ringe - das sind smoveys und wir werden sie nach Portugal mitnehmen. Statt der bekannten Nordic-Walking Stöcke. smoveys - sollte jeder mal versuchen :) Wer mal versuchen möchte - Trainingsstunden bei Johanna Sederl. In Corona-Zeiten sogar via Zoom-Meetings. Unbedingt probieren!


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Und auf der Seite?

Werden wir unseren Weg dokumentieren. Nicht bloss den Weg am Weg. Nein den Weg - vor dem Weg. Also dranbleiben, es tut sich was, auch wenn jede Aktualisierung dann doch ein wenig braucht...




Ausblick

Agent Walker, ein wahrer Pilger-Profi, hat 2018 seinen Camino gefilmt und ermöglicht uns nun ein paar schöne Eindrücke auf die feine Strecke. Hoffentlich haben wir mehr Glück mit dem
Wetter, aber selbst im Regen wirkt es doch sehr schön... Sein Video zum Reinschauen:



Buen camino!

Update - Absagen ist anstrengender als buchen

Wenn etwas wie Corona passiert, die Welt in einen Tiefschlaf versetzt wird, eine unsichtbare Gefahr mit unerklärten Zahlen und Daten dich täglich aus dem Tivi und dem Radio begleitet, dann realisiert man langsamer. Ich habe jetzt beinahe einen Monat gebraucht um zu verstehen, dass selbst wenn ich festhalten möchte, meinen Besuch am Meer nicht absagen möchte, ich dennoch chancenlos bin. Ich komme nicht nach Portugal. Nicht fliegend, nicht mit dem Zug, nicht mit einem Bus, nichtmal zu Fuss. Und auch wenn sich alles in mir quert und sträubt, habe ich begonnen unsere Reise zu stornieren. Während mir das Planen "nur" einen Abend gekostet hat, begleitet mich das stornieren schon ein paar Tage. Weil ich es schlicht nicht kann. Es fällt mir schwer auf die "Storno"-Buttons zu klicken. Jeder Klick fühlt sich wie ein Abschied an, ein sehr viel schwierigeres Gefühl, als das der Vorfreude vor einigen Monaten. Am Ende werde ich das schaffen, ist schon klar... Bis dahin, wehr ich mich halt noch ein paar Tage. Wie heißt es so schön beim Pilgern? "Jeder Schritt zählt"... :(

Unsere Route - heb ich auf, für später.


Wir haben fleissig geplant und gebucht, Strecken gelegt und geschaut - und so gehts los, Mitte Mai 2020 und das ist unser Weg:

Tag 1 - Anreise - Wir starten natürlich an der Kathedrale von Porto und fahren mit der Nostalgiebahn bis Matosinhos. Dort geht es dann so richtig los...


Von Porto nach Vila do Conde (ca. 22 km), aber schön der Küste entlang:



Tag 2 - Vila do Conde nach Fão (20 km)




Tag 3 - Fão nach Viana do Castelo (25 km)- heute wird auch mal Schiff gefahren um einen ganzen Kanal zu überqueren! Klingt doch spannend :)





Tag 4 - Viana do Castelo nach Vila Praia de Âncora (18 km)




Tag 5 - Vila Praia de Âncora nach Rosal - Spanien, wir sind da... (19 km) und nochmals ein Schiff :)




Tag 6 - Rosal nach Sabaris (25 km) heute ist es echt weit.




Tag 7 - Sabaris nach Vigo (20 km)




Tag 8 - Vigo nach Redondela (12 - 17 km, je nach dem wo wir lang laufen wollen)




Tag 9 - Redondela nach Pontevedra (19 km)




Tag 10 - Pontevedra nach Caldas de Reis (21 km)




Tag 11 - Caldas de Reis nach Lestrove (17 - 23 km)




Tag 12 - Lestrove nach Santiago de Compostela! (22km) Am Ziel!!! Naja fast...




Tag 13 - Genug gelaufen - wir mieten uns ein Auto und fahren zum Pilgerpunkt Nummer 1 ans Kap Finisterre
Ich möchte gerne nochmals ans Meer und Finisterre bietet sich ja gerade zu an. Mal schauen wie die spanischen Strände so sind :)




Tag 14 - Zurück nach Porto
Unsere Pilgerreise ist fast zu Ende. Wir fahren mit dem Bus zurück nach Porto. Wenn wir noch ein wenig motiviert sind, schauen wir uns die Stadt an. Wenn nicht, schlafen wir einfach bis unser Flieger zurück geht...
Ob wir an den Herbergen vorbei kommen? Klar - wir laufen vorbei. Und haben uns an vielen Ecken nette Apartments gesucht. Vielleicht nur halb so sportlich, aber der Kampf im Schlafsaal ist echt nicht unser Ding. Und einige unserer Zimmer locken wirklich mit Meerblick!